In Lukas Johannes Aigner begegnen wir einem künstlerischen Ausnahmetalent, das in den jüngst entstandenen Arbeiten zu einer singulären Bildsprache gefunden hat. Er vermochte sich erfolgreich vom prägenden Vater, dem Linzer Maler und Grafiker Fritz Aigner (1930–2005), zu emanzipieren, ohne die künstlerischen Andockmöglichkeiten außer Acht zu lassen. Den Vater verband seinerseits eine große Liebe zu seinen Kindern, die im Kindesalter nicht nur Zaungäste seiner Kunst sein wollten, sondern auch den Vater und Spielkameraden einforderten, wie sich Fritz Aigner erinnert:
„Ich werde die Helga absichern und die Buben, die immer lustiger werden. Sie besuchen mich jedes Wochenende. Letzten Samstag habe ich meinen Ohren nicht getraut: Im Gleichschritt, hintereinander mit vollen Kommandos vom Ältesten, dem Matthias, sind sie vor meinem Atelier aufmarschiert, um mich zu wecken und mich zum Schwimmen abzuholen. – Von mir haben sie das nicht! Es ist schön für mich, die Welt meiner Kinder mitleben zu dürfen und deren unbedingte Zuneigung und Liebe zu spüren.“
Rasch entwuchsen seine drei Söhne Paul Florian, Matthias Claudius und Lukas Johannes der Zaungastrolle und traten bald selbst in die künstlerischen Fußstapfen ihres Vaters, der sie keineswegs in eine Künstlerlaufbahn drängte: „Es ist seltsam (...), ich habe die Buben nie ins Künstlerische getrieben (...) der Hannes geht noch zur Schule, und (...) der schiebt im Künstlerischen an und ich glaube, ich zeige ihm das Malen. So ist es – sie sterben nicht aus die Maler, auf alle Fälle haben die Buben damit Vorteile im Leben – und Spaß! Was aber mir so seltsam ist, dass die Buben, nur neben mir und meinen Bildern lebend, von meinem Werk so beeinflusst worden sind und dass sich das nun so plötzlich zeigt!
Bei Lukas Johannes Aigner liegen diese Anknüpfungspunkte zum unverwechselbaren Personalstil seines Vaters allerdings weniger in der maltechnischen Affinität. Der Sohn hat sich als Schüler von Prof. Wolfgang Herzig von der altmeisterlichen Feinmalerei seines Vaters gelöst und zu einer zusammenfassenden, auf malerische Wirkungen bedachten Pinselduktus gefunden.
Das auf subtile Farbvaleurs abgestimmte Kolorit entzieht sich zudem jeglicher grellen Buntheit. Dadurch erzielt der Künstler in vielen seiner Gemälde eine Narration, die zuweilen zwischen Geheimnishaftem, Kontemplation, Transzendenz und Feierlichkeit auf der einen Seite, zwischen bedrohlichem Notturno, Entgrenzung, Kontrollverlust und Scheitern auf der anderen Seite angesiedelt ist.
In der Thematisierung dionysischer und traumhafter Zustände, in der symbolhaften Überhöhung des Ichs wie auch im Spiel mit dem Dinglichen, der Auseinandersetzung mit dem Stilllebenhaften, wirkt die Bilderwelt des Vaters, Fritz Aigner nach. Diese in reicher Fülle sich bietenden Referenzen auf das umfangreiche Oeuvre seines Vaters nützt Lukas Johannes Aigner jedoch mehr als Reibebäume, an denen er sein eigenes Oeuvre abzuarbeiten scheint, denn als Vorlage. Über diesen Weg konnte er schließlich zu jenen genuinen inhaltlichen und formalen Lösungen finden, von denen hier einige Arbeiten eingehender gewürdigt werden sollen.
"Die Schönheit der Dinge lebt in der Seele dessen, der sie Betrachtet."
David Hume
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